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Architektur Galerie Berlin

Bauwelt 30-2015 Licht an, Licht aus – Love architecture in der Architektur Galerie Berlin

Robert Bauer

Wer sich dieser Tage in der Nähe des Berliner Hauptbahnhofs aufhält, kann den auffälligen Neubau kaum übersehen. Direkt neben dem Hamburger Bahnhof entsteht das „50Hertz Netzquartier Berlin“, die neue Zentrale des gleichnamigen Netzbetreibers. Das Grazer Architekturbüro LOVE architecture hat das Gebäude mit der markanten netzartigen Tragstruktur entworfen. Nach der Fertigstellung soll mit Hilfe einer wechselnden Beleuchtung dieser Struktur das alltägliche Fassadengefüge in der Nacht durchbrochen werden. Bereits vor Bauabschluss können Besucher der Architektur Galerie Berlin dieses Spiel mit der Wahrnehmung derzeit erforschen, in der aktuellen Ausstellung von LOVE.

LOVE architecture wurde 1998 von den Partnern Mark Jenewein, Herwig Kleinhapl und Bernhard Schönherr gegründet. Erste internationale Aufmerksamkeit erlangten sie 2003 mit einer künstlerischen Intervention anlässlich der europäischen Kulturhauptstadt Graz. In den letzten Jahren entstanden auch größere Projekte wie das Baufeld 10 in der Hamburger HafenCity (Bauwelt 1–2.2008) sowie das 2015 fertiggestellte Shoppingcenter Arena in Salzburg. Das Konzept für alle Entwürfe bildet eine einfache Grundidee, die eine formale Identität erzeugen soll. Die Idee für das „50Hertz Netzquartier Berlin“ besteht darin, mittels variierender Beleuchtung die Wirkung der Tragstruktur zu verändern. Die Ausstellung will uns diesen Gedanken nahebringen.

Die Installation in der Galerie spannt sich über drei Wände und besteht aus einem rautenförmigen Trägerraster mit 140 Neonröhren, die im vorprogrammierten Rhythmus durch An- und Ausschalten unterschiedliche Lichtkompositionen erzeugen. Der Besucher kann mittels mehrerer Schalter Einfluss auf die Beleuchtung nehmen, sie auch zur Gänze ein- oder abschalten. Es gibt eine Fülle von Möglichkeiten, die Ausstellung mitzugestalten.

Die Verwendung von Beleuchtungskonzepten im städtischen Außenraum ist ein Thema, das noch viel Untersuchungspotenzial birgt. Ob es bei dem Neubau in der nächtlichen Stadtsilhouette den gewünschten Effekt erreichen wird, bleibt abzuwarten. Die Ausstellung vermag in jedem Fall auf interaktive Weise einen Eindruck davon zu vermitteln, wie stark die Manipulation von räumlicher Wahrnehmung durch Licht sein kann.