Site Specific Lewicki Łatak

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Ausstellung
Lewicki Łatak: Site Specific, 2019 (Photo: Jan Bitter),

Lewicki Łatak: Site Specific, 2019 (Photo: Jan Bitter)

Die Frage nach dem genius loci ist so alt wie die Architektur selbst. Dennoch ist die Suche nach formalen und/oder historischen Besonderheiten des Ortes als Ausgangspunkt einer gestalterischen Interpretation kein Auslaufmodell. Das Gegenteil ist der Fall: Je globaler die inhaltlichen, wirtschaftlichen und technischen Parameter beim Bauen werden, desto mehr gewinnt die Frage an Bedeutung, wie zeitgenössische Architektur gelingen kann, die nicht beliebig und austauschbar ist.

Die intensive Beschäftigung mit diesem Thema prägt auch die Projekte der Krakauer Architekten Lewicki Łatak, von denen sie in ihrer Ausstellung fünf exemplarisch vorstellen. Die Gestaltung des Platzes der Helden des Krakauer Ghettos (2005) erzählt dessen Geschichte anhand von bronzenen Replika, die auf die zahllos übrig gebliebenen persönlichen Gegenstände nach der Liquidierung 1943 verweisen. Drei weitere Projekte thematisieren materielle bzw. formale Eigenschaften ihres Ortes. Während das Mehrfamilienhaus „Corte Verona” (2010) die in Breslau seit Jahrhunderten praktizierte Verwendung von Ziegel zeitgenössisch interpretiert, gibt der Airdive Tunnel in Mory (2014) einem gesichtslosen Gewerbegebiet eine Art formalen Identitätspunkt. Die auf einer weiten Wiese gelegene Cracovia Sporthalle in Krakow (2018) wiederum reagiert gestalterisch auf die sie umgebende landschaftliche Situation. Der bislang unrealisierte Entwurf für eine Fußgängerbrücke (2006) über die durch Krakau fließende Weichsel sucht eine ästhetische Verbindung zwischen der nahe gelegenen Flussbiegung mit den Niveaus der Stadtteile, die sie verbindet.

Das Biuro Projektów Lewicki Łatak wurde 1995 von Kazimierz Łatak und Piotr Lewicki in Krakau gegründet. Seit dem hat das Büro zahlreiche Wettbewerbe gewonnen und Bauten realisiert und sich als eines der erfolgreichsten in Polen etabliert. Mit der Ausstellung setzt die Architektur Galerie Berlin die Auseinandersetzung mit zeitgenössischer Architektur aus Polen fort.

Die Ausstellung entstand in Kooperation mit dem Polnischen Institut Berlin.