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Architektur Galerie Berlin

Ausstellungsansicht von "Hans-Christian Schink"

Hans-Christian Schink: Kochi Nights No 14

Hans-Christian Schink Kochi Nights @Satellit

Zur Ausstellung erscheint „Hans-Christian Schink – Kochi Nights“ bei The Velvet Cell, Berlin.

Mit Hans-Christian Schinks Serie „Kochi Nights“ widmet sich die Architektur Galerie Berlin erneut dem Thema Architektur und Fotografie bzw. Fotografie und Architektur. Dabei geht es jedoch nicht um Architekturfotografie in ihrer Fokussierung auf ein Gebäude als „autonomes“ Objekt. Im Zentrum steht vielmehr der forschende Blick auf die Stadt und ihre Gebäude als Kontext für soziale Interaktion und räumliche Aneignung – die Schink in diesem Fall als atmosphärisch dichte und zugleich geheimnisvolle Bühne präsentiert.Im Gespräch anlässlich der Eröffnung gehen Wilfried Kuehn und Hans-Christian Schink der Frage nach, welchen Einfluss Schinks künstlerische Arbeit auf seine Architekturreflektionen hat und was „Architekturfotografie“ von künstlerischer Fotografie lernen kann.Hans-Christian Schink zählt zu den wichtigsten deutschen Fotografen der Gegenwart. In seiner Arbeit widmet er sich unter anderem auch immer wieder ausführlich Architektur- und Infrastrukturprojekten. Dieses Interesse spiegelt sich nicht zuletzt auch in seiner Zusammenarbeit mit den Berliner Architekten AFF und Kuehn Malvezzi. Mit Fotografien von Hans-Christian Schink hat die Architektur Galerie Berlin im Jahre 2000 ihre erste Ausstellung überhaupt gezeigt und dessen Arbeit gleichzeitig zum ersten Mal in Berlin präsentiert.

Hans-Christian Schink über das Projekt „Kochi Nights“:

Mein Aufenthalt in Kochi vom 2. bis 30.8.2016 brachte eine unerwartete Wendung in meiner Arbeitsweise und meinem Themenspektrum mit sich. Ursprünglich hatte ich geplant, das fast allen meinen Projekten zugrunde liegende Thema der zivilisatorisch beeinflussten Umwelt auch an diesem Ort unter den vorgefundenen Konditionen fortzusetzen. Bisher habe ich dafür mit analoger Großformatkamera und vorzugsweise bei der undramatischen Stimmung eines bedeckten Himmels gearbeitet.

Da jedoch die Wetterbedingungen und die damit verbundenen Lichtverhältnisse dieses Vorhaben unmöglich machten, war ich gezwungen, einen anderen Ansatz zu finden. Zumal es in einem Zeitraum von vier Wochen ohnehin schwierig ist, ein in sich geschlossenes Projekt zu realisieren. Nicht zum ersten Mal spielte bei der Entscheidungsfindung der Zufall eine wesentliche Rolle. Die nach einigen Tagen der ersten Erkundung des Areals entstandene vage Vorstellung, in Kochi nach Einbruch der Dunkelheit zu fotografieren, wandelte sich zur konkreten Idee, als eines Abends die Straßen rund um meinen Aufenthaltsort für Filmaufnahmen mit künstlichem Licht aufwändig beleuchtet wurden. Dadurch entstand eine Atmosphäre, die einen bisher vertrauten Ort unwirklich erscheinen ließ, in diesem Fall durch einen bewussten Eingriff in eine vorhandene Struktur. Aus dieser Situation heraus entstand der Gedanke, diese Wandlung ins Surreale nur mit Hilfe der in den Straßen von Kochi vorhandenen Lichtquellen zu erreichen.

Mit diesem Effekt der scheinbaren Verschiebung der Realität durch die unterschiedliche Verarbeitung von Licht durch das menschliche Auge und die Kamera hatte ich mich bereits unter anderen technischen und konzeptionellen Voraussetzungen in der Serie LA.Night (2002/2003) beschäftigt. Während in LA.Night die Charakteristik des verwendeten Filmmaterials entscheidenden Einfluss auf die Rezeption der Arbeiten hatte, habe ich in Kochi zum ersten Mal überhaupt mit digitaler Technik gearbeitet. Die technische Perfektion dieser Aufnahmen führte zu einer ganz anders gearteten Form von Künstlichkeit als bei den in Los Angeles entstandenen Fotografien.

Dennoch gibt es einen verbindenden Aspekt in diesen beiden Serien: LA.Night basiert nicht zuletzt auf der Erinnerung an die prägende Wirkung von Hollywood-Filmen, die die eigentlich banale Realität eines Ortes in einen Mythos zu verwandeln suchen. Den nachhaltigsten Effekt hatte in dieser Hinsicht sicherlich Mulholland Drive von David Lynch, an den in gewisser Weise auch der 2004 entstandene Collateral von Michael Mann anknüpft. Aus diesen Momenten des Bildgedächtnisses und der surreal wirkenden Situation des Filmdrehs am Parade Ground in Kochi hat sich schließlich der Ansatz für die Serie Kochi Nights entwickelt.

 

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