IFAU + Jesko Fezer Verhandlungsräume

Ausstellung
IFAU+Jesko Fezer: Palais Thienfeld (Foto: Jesko Fezer),

IFAU+Jesko Fezer: Palais Thienfeld (Foto: Jesko Fezer)

Ifau und Jesko Fezer verstehen Architektur als Ort alltäglicher Handlungen und Verhandlungen. Sie entwickeln aneignungsoffene Räume, die vielfältige Interpretationen und unterschiedliche Gebrauchsmuster zulassen. Hermetische und spezialisierte Programme werden zugunsten flexibler Konfigurationsmöglichkeiten und bewusst unbestimmter Nutzungsangebote aufgeschlossen. Der Entwurf ist dabei nicht die definitive Lösung, sondern wird vielmehr als ausformulierte Problemstellung begriffen. Gezielt eingebrachte Komplikationen und Überlagerungen sollen dazu herausfordern, Konflikte produktiv zu artikulieren. Die so integrierten Aneignungsformen und Alltagspraktiken konstruieren Bezüge zur urbanen Wirklichkeit, welche die gesellschaftliche Relevanz und soziale Kompetenz von Architektur immer wieder thematisieren.

Die drei gezeigten Projekte kennzeichnet ihre Nutzung als Kulturinstitutionen und ihre Auseinandersetzung mit dem jeweiligen baulichen Bestand. Beide Parameter kommen dem Anspruch entgegen, eine Architektur zu entwerfen, die in ihrer bewusst angelegten Unbestimmtheit offen für Verhandlungen ist: Ausstellungen reflektieren, erörtern und inszenieren als kommunikative Prozesse und Räume der Auseinandersetzung gesellschaftliche Positionen. Mithin ist es ein immanenter Bestandteil des Ausstellungsbetriebs, die eigene soziale Funktion zu befragen und zu bespielende Räume ständig neu zu definieren. Die Eingangsgestaltung des KW – Institute for Contemporary Art Berlin, der Umbau des Kunstverein München sowie das Grazer Projekt Palais Thienfeld (Haus der Architektur, Grazer Kunstverein, Landesmuseum Joanneum) sind zudem jeweils Um- und Ausbauten von Gebäuden mit einer mehrere hundert Jahre alten Geschichte. Die vorgefundenen Typologien bieten einfache, tradierte Handlungsmuster und Gebrauchsstrukturen an, deren wesentliche aber offene Prägung sich einer funktionalistischen Spezialisierung der Räume wiedersetzt. Diese suboptimalen Eigenschaften werden zum Ausgangspunkt von architektonischen Bearbeitungen und Umdeutungen, die eine produktive Auseinandersetzung mit der neuen Nutzung befördern und erst die freie Aneignung durch Programme, wie sie der Kunstalltag einbringt ermöglichen.