Simon Ungers hat in seinen letzten Lebensjahren zahlreiche Entwürfe angefertigt, für die es keine konkreten Auftraggeber gab. Im Vordergrund standen dabei architektonische Visionen für zeitlose Funktionen wie Museum, Theater oder Bibliothek. Losgelöst von zeitgeistgeprägten Fassadendebatten widmete er sich grundsätzlichen Fragestellungen des architektonischen Entwurfs wie der Proportion und dem Fügen von Volumen. Die in Teilen an russische Revolutionsarchitektur erinnernde Kühnheit der Entwürfe hätte in der Realität meist die Grenzen des technisch Möglichen erreicht. Dadurch sind die architektonischen Utopien jedoch gleichzeitig wie künstlerische Skulpturen zu lesen, die das Fehlen eines Ort- und Zeitbezuges zusätzlich legitimieren.
Ungers hat seine Arbeiten zunächst für Ausstellungen entwickelt, wo sie in Form von Computerzeichnungen und Modellen aus rostigem Stahl präsentiert wurden. Schon bald entstanden davon zahlreiche Überarbeitungen und Alternativen, die nun einen eigenen Architektur-Kosmos bildeten. Die Entwürfe für Museen stellen dabei eine eigene Werkgruppe dar. Die Ausstellung zeigt vier dieser Projekte, wobei sich im Entwurf Art-City verschiedene, zuvor separat entwickelte Gestaltideen zu einer Art Idealkomplex verdichten.
Für die Galerie schließt sich mit dieser Ausstellung thematisch ein Kreis: Nachdem wir Anfang des Jahres den – inzwischen realisierten – Entwurf von Adolf Krischanitz für die Temporäre Kunsthalle Berlin gezeigt haben, verhandeln die Arbeiten von Simon Ungers die Thematik eines Ausstellungsgebäudes für Kunst auf einer abstrakten Ebene. Sie sind Beispiele für die permanente Suche nach dem Bestmöglichen und somit ein wichtiger Beitrag in einer zunehmend lediglich auf Geschwindigkeit und Effekthascherei zielenden Architekturlandschaft.
Simon Ungers (1957-2006) arbeitete als Künstler und Architekt. Von 1982 – 1987 war er Partner im Architekturbüro UKZ. Zwischen 1981 und 1997 lehrte er u.a. an der Harvard University, der Cornell University und der Syracuse University. Seit seiner Rückkehr nach Deutschland im Jahre 2000 beteiligte er sich an zahlreichen Architekturwettbewerben und schuf freie Architekturentwürfe für Kunstausstellungen. International bekannt wurde er mit dem 1992 in Wilton, New York realisierten T-House. In Deutschland polarisierte sein mit einem 1. Preis ausgezeichneter, nicht realisierter Wettbewerbsentwurf für das Mahnmal für die ermordeten Juden Europas.