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Architektur Galerie Berlin

Ausstellungsansicht von "Unprofessional Studio"

Unprofessional Studio: Urlaubsfotos (Ausschnitt)

Unprofessional Studio Urlaubsfotos

Unprofessional Studio versteht seine Arbeit als interdisziplinären Prozess, der auf der Anwendung unterschiedlicher Methoden basiert: Modellbau, Mock-Ups, Film, Fotografie, Reisen bis hin zum Laserscan. Das daraus resultierende Spektrum an Werkzeugen nutzt es für eine nicht-lineare und sich ständig wandelnde Auseinandersetzung mit den Entwurfsaufgaben.

Die Ausstellung Urlaubsfotos veranschaulicht dieses nicht-lineare Vorgehen. Die Struktur des mittels einer interaktiven Installation vorgestellten Archivs versucht herkömmliche Hierarchien zu überwinden und ein offenes Feld als Grundlage für neue Bezüge und freies Arbeiten zu kreieren. Im Unterschied zu im Netz beliebig verfügbaren Bilddaten ist jedes Foto mit einer präzisen persönlichen Erfahrung verbunden. Damit thematisiert Urlaubsfotos gleichzeitig die Bedeutung des eigenen, physischen Erlebens von Material, Raum und Stadt. Der mehrdeutige Titel deutet an, dass es sich dabei weniger um rein rationales Erleben handelt, sondern um die Reflektion von Architektur als Kontext. Und natürlich ist jedem Architekten vertraut, dass Urlaubsreisen immer mit dem durch die tägliche Praxis geschulten, analytischen Blick erfolgen und Routen sich an Architekturikonen orientieren.

Unprofessional Studio beschreiben es so: Die eigene Vorstellung von Gebäuden und Projekten ist oft eine Mischung aus allgegenwärtigen Architekturfotos, Plänen, Details und Erläuterungen. Etwas anderes ist es, Mythen, Idole und perfekt erzählte Geschichten endlich selber zu besichtigen. Landschaft, Nachbarschaft und endlich das Objekt. Jetzt kommt der Abgleich mit der Realität: Hmm, viel kleiner als gedacht. Ah, super Detail… Architektur anschauen ist primär eine körperliche Erfahrung. Neben Maßstab und räumlichen Bezügen eindeckt man Eigenschaften wie Temperatur, Akustik und Geruch. Die Erlebnisse des Tages schreiben eine kleine Geschichte um das Gebäude und speichern sich in unser Gedächtnis.

Nicht zuletzt hinterfragt Unprofessional Studio mit den auf seiner website veröffentlichten Fotos die heutige Relevanz von Archiven. Denn nach dem die Arbeit mit Bild- und Materialarchiven für Generationen von Architekt*innen zum täglichen Entwurfsprozess gehörte, ändert sich deren Bedeutung angesichts digitaler Werkzeuge gerade radikal. Vor diesem Hintergrund verstehen sich die Urlaubsfotos als Alternative zu durch ökonomischen Druck immer effizienteren, standardisierten Entwurfsmethoden. Obwohl das Archiv technisch betrachtet up to date ist, zeugt es gleichzeitig vom Glauben an das Gebaute und dessen nicht kopierbare, Authentizität stiftende Eigenschaften.

Unprofessional Studio wurde 2017 von Martin Binder und Kristof Schlüßler in Berlin gegründet, seit 2020 gibt es eine Niederlassung in Taiwan. Zu ihren Projekten gehören Wohneinheit Ökohaus (2021) und Rowhouse Bade Road (2021). Aktuell arbeiten sie an Molkerei Wurzen, Wohnhausensemble Taiwan und Eiskeller. In Kooperation mit Jonathan Banz entsteht die digitale Abformung eines Wohnhauses für das Museum HGSK von Arno Brandlhuber.
Mit ihren Summerschools (Gäste u.a. Arno Brandlhuber, Christian Kerez, Nikolai von Rosen) probieren sie alternative Lehrformen. Kristof Schlüßler lehrt digitale Bauaufnahme an der Hochschule München.

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