Bauwelt 8.2017
Impressionismus – Der französische Architekt Jacques Ferrier bringt die­ ­Architektur Galerie Berlin zum Flirren
Von Jan Friedrich

Review

Auf einem rechteckigen Spiegelpodest, das fast die ganze Breite des Galerieraums einnimmt, steht eine vielfarbig schimmernde Installation: Geneigte Glasplatten hängen an einem Stahl­gerüst; je nach Standort des Betrachters und je nachdem, welchen Deckenstrahler die automatische Schaltung gerade angeknipst hat, leuchten sie in unterschiedlichen Mischungen aus Gelb-, Grün-, Rot- und Blau-Tönen. Das farbige Licht reflektiert auf die weißen Wände und den hellen Fußboden und bringt den ganzen Raum zum Flirren. Man kann nichts dagegen tun: Unweigerlich kommt einem, wenn man zurzeit die Architektur Galerie Berlin betritt, Ólafur Eliasson in den Sinn.
Mit Eliasson hat die Installation aber nichts zu tun. Außer dass auch hier dichroitisches Glas zum Einsatz kommt, dessen Lichtwellen-filternde Beschichtung die Farbeffekte erzeugt – ein Glas, wie der dänisch-isländische Künstler es auch für die von ihm gestaltete Fassade des Konzerthauses in Reykjavik (Bauwelt 33.2011) verwendet hat. Nein: Nicht Eliasson, sondern der französische Architekt Jacques Ferrier ist gerade bei Galerist Ulrich Müller zu Gast. Und mit der Installation präsentiert er sein neustes Projekt, den Verwaltungssitz der Metropolenregion Rouen-Normandie in Rouen, der bis Jahresende fertiggestellt sein soll. Genau genommen stellt die Installation nicht das Projekt vor, sondern nur die Wirkung der äußeren Glashaut seiner doppelten Fassade. Mit den flimmernden, farbigen Lichteffekten bezieht der Architekt sich explizit auf die Bilderserie, die Claude Monet zwischen 1892 und 1894 von der Kathedrale in Rouen gemalt hat, folglich nennt er die Schau „Impressionismus“.
Eines gelingt Jacques Ferrier mit seinem Berliner Versuchsaufbau: Man wird neugierig auf das seltsam schimmernde Verwaltungsgebäude am Ufer der Seine. Warum eigentlich nicht endlich einmal in die Normandie fahren?