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Architektur Galerie Berlin

Sechs Fragen an Ulrich Müller – von Martin Steinmann

CUBE: Wo sind Ihre drei Lieblingsorte in Berlin?

Die Karl-Marx-Allee finde ich als städtebauliches Ensemble täglich im- posanter. Und wie sie sich als „Loch“ zwischen Mitte und Friedrichshain behauptet, in dem die rasante Entwicklung der Stadt durchatmet: beein- druckend. Mein öffentliches „Refugium“ ist der Hamburger Bahnhof, mein privates die Z-Bar in der Bergstraße.

Was war für Sie das letzte realisierte Architekturhighlight in der Stadt?

In der Reihenfolge ihrer Entstehung: Das Mies-van-der-Rohe-Haus am Weissen See im Zusammenklang mit seinen kleinen aber feinen Ausstel- lungen, das Kino International mit der wunderbar geschwungen Decke und das riesige Wohnhaus in der Schlangenbader Straße. An zeitgenössischer Architektur Interessierte schicke ich immer noch zu Brandlhuber in die Brunnenstraße, ins Neue Museum von Chipperfield und ins Büro von AFF.

Was sollte in der Stadt noch passieren, was fehlt in der Stadt?

In Sachen Verkehr fehlen Fahrradstraßen, damit alle schneller und sor- genfreier vorankommen. Beim Thema Verdichtung sind für mich Mei- nungen nicht nachvollziehbar, denen zufolge es in der Stadt kaum noch Platz für Wohnbauten gibt. Allein auf meinem 15-minütigen Weg zur Arbeit sehe ich Orte für Hunderte Wohnungen – die Anwohner auf Grund liebgewonnener Gewohnheiten jedoch oft als indisponibel verfechten. Schließlich wünsche ich mir eine zentrale Institution, in der unabhängig von ökonomischen Zwängen vermittelt wird was Architektur bedeutet.

Was ist Ihre persönliche Bausünde in der Stadt?

Leider habe ich es noch nicht geschafft trotz Planung bereits seit 1999 ein Schwarzbuch über die zigtausend Beispiele zusammen zu stellen. Bei den prominenten Großprojekten würden die verkürzte Ausführung des Daches am Hauptbahnhof, die Neugestaltung der Fassade des Galeria-Kaufhauses am Alex stehen (Verzeihung Josef Paul Kleihues, aber eingangs habe ich ja den Hamburger Bahnhof gelobt) und das unsägliche Schlossprojekt stehen. Nicht weniger schlimm sind jedoch die zahllosen Bauten „namenloser“ Architekten, die ganze Straßenzüge verschandeln und das kollektive Gedächtnis eher schleichend prägen; sie gehören einfach abgerissen.

Was ist Ihr Lieblingsrestaurant?

Jede Woche versuche ich davon loszukommen, jede Woche überzeugt es mich doch diesen Versuch bleiben zu lassen: Papa Pane in der Ackerstraße.

Wie sind Sie in der Stadt unterwegs?

350 Tage mit dem Fahrrad, 15 mit den Öffentlichen oder dem Taxi.

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