Vogelgezwitscher, rauschende Baumwipfel, ein Specht klopft gleichmäßig in einen Kiefernstamm. Auf der Lichtung steht ein kleines Haus, hell erleuchtet…
(Szenenwechsel)
Ein Traktor fährt, laut tuckernd, aus der Garage, eine tote Wildsau hängt von der Decke. Auf dem Hof wird Sand von einem Hänger geschaufelt. Der Mann mit der grünen Latzhose geht in das fensterlose Gebäude…
(Szenenwechsel)
Die Äste des Nussbaums wiegen im Wind, der nahe Bach rauscht, eine Kirchturmuhr schlägt Elf…
Dieses Zitat war nicht nur Teil der Handlungsanleitung der Architekten an das Filmteam für die in ihrer Ausstellung „Mittendrin“ porträtierten drei Projekte – Waldhaus im märkischen Kiefernsand, Wirtschaftsgebäude Forstbezirk Eibenstock und Lutherarchiv Eisleben. Es beschreibt zugleich, was den Besucher der Ausstellung erwartet, nämlich eine visuelle und akustische Reise zu den „Schauplätzen“ der Projekte. Dabei fokussieren Atelier ST konsequent auf Elemente, die für die Nutzer und Bewohner ihrer Bauten eine zentrale Rolle spielen, die sich in Plänen und Modellen jedoch nicht darstellen lassen: Raum und Atmosphäre. Die gleiche Idee verfolgen die Filminhalte selbst: Anstatt der üblichen ästhetisierenden Annäherung an Architektur liegt das Augenwerk auf deren alltäglicher Nutzung. Der den Galerieraum ausfüllende Klangteppich aus Alltagsgeräuschen ergänzt die Filme um den akustischen Aspekt, der in der Architekturvermittlung unverständlicherweise kaum thematisiert wird.
Silvia Schellenberg-Thaut und Sebastian Thaut haben das Büro Atelier ST 2005 in Leipzig gegründet. Seitdem haben sie sich u.a. mit dem „Waldhaus“ (Klein Köris, 2010), dem Neubau des Wirtschaftsgebäudes Forstbezirk 14 (Eibenstock, 2010) und dem Projekt „Neue Räume in der Scheune“ (Sermuth, 2013) einen Namen gemacht. Im April 2016 wurde das von ihnen sanierte und erweitere Lutherarchiv in Eisleben eröffnet. Im vergangen Jahr erschien bei Mitte/Rand die Monographie „Architektur und Du“.