Wie bei jeder Architekturausstellung spielt auch für bogevischs buero die Frage eine zentrale Rolle, wie man reales Architekturdenken in ein temporäres Ersatzformat überträgt. Ihre Installation für die Architektur Galerie Berlin löst diese Frage nun mit einem Novum: Denn Ritz Ritzer und Rainer Hofmann kombinieren zwei unterschiedliche, eigentlich autonome Medien und Maßstäbe.
Zur Umsetzung dieser dualen Konzeption haben sie zunächst die Hamburger Fotografin Julia Knop um eine thematisch übergreifende Dokumentation von acht Projekten gebeten. Da Knop Fotojournalistin ist, erreichen ihre Arbeiten eine weit über die gängige Architekturfotografie hinausreichende Dichte: Denn ihre Aufnahmen thematisieren Architektur als Orte, die ihre Maßstäblichkeit und Atmosphäre erst durch die Nutzer erhalten. Die teilweise inszenierten Arrangements als Orte informeller Begegnung führen darüber hinaus zu einer hohen formalen Eigenständigkeit mit einer starken Suggestionskraft.
Diese Fotografien konfrontiert bogevischs buero schließlich mit einer begehbaren Raumskulptur, die als konkrete Architektur erfahrbar ist. Diese Skulptur ist das Ergebnis der Auseinandersetzung mit dem Galerieraum und stemmt sich mit ihrer physischen Präsenz und starken Farbigkeit gegen die Dominanz der starren Geometrie des Ausstellungsraumes. Durch mehrfache Faltungen entstehen zudem verschieden dimensionierte Binnenräume zwischen Skulptur und Galeriewänden. Sie dienen mit ihren unterschiedlichen Charakteren als jeweils eigenständige Ausstellungszellen. Auf Grund der geringen Größe dieser Binnenräume im Vergleich zur physischen Nähe von Betrachter und Objekt „rendern“ sie den Betrachter gleichsam in das Bildgefüge. Gleichzeitig funktioniert die Raumskulptur als Verteiler.
Mit dieser Doppelstrategie gelingt es bogevischs buero, den Ausstellungsbesucher auf zwei Wege mitzunehmen, die letztlich jedoch einem gemeinsamen Ziel dienen: Das unmittelbare räumliche Erlebnis sensibilisiert für die Bildwelten der Julia Knop ebenso wie umgekehrt.
Ritz Ritzer und Rainer Hofmann arbeiten seit 2000 als bogevischs buero in München zusammen. Zu ihren wichtigsten Projekten gehören der Neubau von 1052 Studentenbungalows im Olympischen Dorf München (2010), der Gewerbehof Laim (2011) und ein Forschungsprojekt Energieeffizienter Wohnungsbau in Ingolstadt-Hollerstauden (2011). Aktuell arbeiten sie an diversen größeren Wohnungsbauprojekten und einer Firmenzentrale.