In ihrer Ausstellung zeigen Christ & Gantenbein eine Auswahl von 10 Architekturmodellen aus mehreren Phasen ihrer bislang 25-jährigen Arbeit. Sie spiegeln bewusst die tiefgreifenden Veränderungen wider, die sich in den letzten zwei Jahrzehnten in der Architektur vollzogen haben. Gleichzeitig beleuchten sie immer wiederkehrende Themen im Werk von Christ & Gantenbein, wie das Bauen mit und im Bestand, Architektur als technische Disziplin, nachhaltiger Städtebau, Typologien und Räume für Kunst. Diese konkreten Herausforderungen materialisieren sich in einfachen und gleichwohl eindrucksvollen Objekten, die das Architekturmodell als Darstellung einer bestimmten Realität und als Anregung zur Vorstellung alternativer Möglichkeiten zeigen. In einer Zeit, in der künstliche Intelligenz unsere Wahrnehmung und unser Verhältnis zur Authentizität in Frage stellt, wird das physische Architekturmodell zu einer Hommage an die Vorstellungskraft.
Ergänzt werden die dreidimensionalen Objekte durch Modellfotografien von Stefano Graziani, die in die Idee der Dokumentation einführen und die Frage nach der Objektivität von Fotografie aufwerfen. Sie entstanden im Archiv von Christ & Gantenbein und zeigen die Suche nach Auswahl, Ordnung und Darstellung als eigenständiges Projekt. Die großformatigen Abzüge treten in Dialog mit den physischen Objekten und kreieren Beziehungen über die räumliche Situation hinaus.
Mit ihrer Ausstellung laden Christ & Gantenbein die Besucher*innen dazu ein, die offenen Erzählungen der realen und fotografierten Modelle zu erkunden. Gleichzeitig repräsentiert jedes Modell sorgfältige Handwerkskunst. Dabei werden Faktoren wie Fügung, Materialwahl und Proportionierung als bewusste Entscheidungen behandelt, ähnlich wie beim realen Architekturprojekt. Da die Modelle jeweils auf eine bestimmte Facette fokussieren besitzen sie eine auffällige Vielfalt bezüglich Maßstab, Materialität und Präzisionsgrad. Diese Vielfalt veranschaulicht den undogmatischen, ausschließlich von Typologie und Kontext geleiteten Umgang mit Architektur von Christ & Gantenbein. In der Ausstellung werden die Modelle Teil einer Ordnung, welche die Wahrnehmung jedes Projekts als isolierte Einheit in Frage stellt und zur Ergründung gemeinsamer Themen und Attribute anregt.
Christ & Gantenbein wurde 1998 von Emanuel Christ und Christoph Gantenbein in Basel gegründet. Zu ihren renommiertesten Projekten zählen die Erweiterungen des Schweizerischen Nationalmuseums in Zürich (2016) und des Kunstmuseums Basel (2016). In Deutschland haben sie unter anderem das Roche Multifunctional Workspace Building (2021) realisiert, die Erweiterung des Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud ist in Planung und ein Wohn- und Bürogebäude an der Willy-Brandt Straße in Hamburg im Bau. Zu den kürzlich fertiggestellten Projekten gehören die Neue Aarebrücke in Aarau (2023) und der Sozialwohnungsbau Vaugirard Housing in Paris (2023). Emanuel Christ und Christoph Gantenbein lehren an der ETH Zürich. Im Sommer 2024 erscheint die erste Monografie von Christ & Gantenbein (Verlag der Buchhandlung Walther König).
Der Künstler Stefano Graziani arbeitet in den Bereichen Fotografie, Kunst und Architektur. Seit vielen Jahren dokumentiert er die Architektur von Christ & Gantenbein und hat u.a. auf der Architekturbiennale in Venedig, der European Art Biennial Manifesta sowie im CCA Montreal ausgestellt. Stefano Graziani unterrichtet an der IUAV-Universität in Venedig, der Naba in Mailand und der ISIA in Urbino.