Ausstellungen über zeitgenössische Architektur arbeiten in der Regel mit Plänen, Modellen und Fotos. Das Medium Film spielt in diesem Kontext jedoch kaum eine Rolle. Das ist insbesondere deshalb verwunderlich, weil das bewegte Bild zwei Aspekte beleuchten kann, die klassische Medien nicht thematisieren können: Zum Einen wird Raum erst durch Bewegung erlebbar, zum Anderen kann der Film die Aneignung von Architektur lebendig dokumentieren. In ihrer Ausstellung „Mit den Augen der Anderen“ und dem gleichnamigen Film, der hier seine Premiere feiert, thematisieren Duplex Architekten nun genau diesen Aspekt. Gleichzeitig gehen sie damit dem Verhältnis von architektonischer Absicht und gelebter Realität nach.
Der Anlass dafür ist die Fertigstellung des genossenschaftlichen Wohnungsbauprojektes „Mehr als Wohnen“ auf dem Hunzikerareal in Zürich. Obwohl es gute Gründe dafür gäbe stellen die Architekten nicht wie üblich die gestalterischen Qualitäten dieses Projekts in den Mittelpunkt. Stattdessen haben sie ein interaktives Filmprojekt konzipiert um die Gebäude aus der Perspektive ihrer Nutzer zu portraitieren. Grundlage dafür sind eigens zu diesem Zweck entwickelte Regieanweisungen, mit deren Hilfe die Bewohner ihr neues Zuhause in eigener Interpretation filmisch abtasten. Mit dieser Strategie übertragen Duplex Architekten ihr Interesse an der Balance zwischen Einheit und Vielfalt vom architektonischen Konzept auf den Film. Dabei durchbrechen sie die üblichen Genregrenzen: „Mit den Augen der Anderen“ steht einerseits der Konzeptkunst nahe und hat gleichzeitig starke dokumentarische Aspekte. Obwohl die Bewohner und deren Interaktionen dabei immer im Zentrum stehen ist die Architektur mehr als nur Kulisse, sie spielt die stumme Hauptrolle.
Im Rahmen der Ausstellung wird die Galerie in ein Pop Up Kino verwandelt. Es gibt Filmvorführungen im Stundentakt, dazu Bier und Popcorn für die Pausen. Vervollständigt wird die Installation durch einen Tresen und Kronleuchter von Piet Hein van Eek. Der holländische Künstler verfolgt in gewisser Weise die gleiche Strategie wie Duplex Architekten: Beide sammeln einfache Rohmaterialien in kuratierten Serien und generieren daraus durch gezieltes Arrangieren ein unverwechselbares Unikat.
Duplex Architekten wurde 2007 von Anne Kaestle und Dan Schürch gegründet. Ihre Projekte generieren sie vor allem aus erfolgreichen Wettbewerben. Aktuell arbeiten sie u.a. an den Projekten Wohnüberbauung Limmatfeld, Dietikon, Siedlung Buchegg, Zürich (beide Fertigsstellung 2017) sowie Umnutzung Silogebäude Erlenmatt Ost, Basel (Fertigstellung 2018) und Stadtquartier Vetropack Areal, Bülach Nord (Fertigstellung 2019).