Seit dem der Europäische Architekturfotografie-Preis 1995 zum ersten Mal ausgelobt wurde, hat er sich zum bedeutendsten Forum seiner Art entwickelt. Im Vordergrund steht dabei zunehmend die Auseinandersetzung mit der gebauten Umwelt und deren künstlerische Interpretation, wobei die Auslobung jedes Mal unter einem bestimmten Motto steht. Unter der Überschrift „Neue Heimat – New Homeland“ ging der mit insgesamt 6.000 Euro dotierte Preis in diesem Jahr an den Münchener Fotografen Stephan Sahm. Die Preisverleihung fand im April im Deutschen Architekturmuseum in Frankfurt/Main statt, das seit 2008 auch das Archiv des Europäischen Architekturfotografie-Preises beherbergt.
Stephan Sahms poppig anmutende Bilderserie zeigt Hamsterkäfige und setzt mit der extrem artifiziellen und naturfernen „neuen Plastikheimat“ der Haustiere die Vielschichtigkeit des Wettbewerbsthemas humorvoll und hintergründig ins Bild. Was zunächst lustig und oberflächlich erscheint, entpuppt sich als kritische Sicht auf die Bedingungen von ca. 6,6 Millionen in Deutschland lebenden Haustieren: Die Farben, Formen und Materialien ihrer Behausungen entsprechen nicht der natürlichen Umgebung der Tiere, sondern bedienen die Vorstellungen der Besitzer. Nicht das Tier als Individuum, sondern die Behausung scheint im Mittelpunkt zu stehen.
Weiterhin wurden zwei gleichwertige zweite Preise vergeben. Jacky Longstaff zeigt das Szenario einer neu entstehenden Siedlung in Newcastle. In romantischer, nebliger Situation umkreisen realistische Motive das Thema „Neue Heimat“ in beklemmender Bildatmosphäre. Sie thematisieren die Veränderung einer Situation durch Jahreszeiten, Wetter und jährlich stattfindende Veranstaltungen.
Bei Timothy Griffith, der bereits zahlreiche internationale Preise erhielt, steht ebenfalls die Tierwelt im Mittelpunkt. Seine Serie entstand während Bauarbeiten in der Africa Hall der California Academy of Siences in San Francisco. In der hyperrealistischen Kulisse von Dioramen werden uns vertraute Tiere wie grandios überzeugende Schauspieler vor Augen geführt, die uns die Künstlichkeit der Situation vergessen machen wollen.
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