Klaus Schuwerk beruft sich in seiner Architektur auf die Philosophie der Antike und die klassische Kultur Süditaliens. Sein Weltbild ist – hoffnungsvoll und hoffnungslos zugleich – geprägt vom Streben nach „Einheit und Schönheit“. Denn nach dem griechischen Philosophen Heraklit gibt es nur ein Prinzip, das die Welt beherrscht: Logos. Er sagte: „Hört nicht auf mich, sondern auf den Logos. Es ist weise zu sagen: Alles ist Eins.“
Dieser Auffassung folgend ist für Schuwerk „das ganze Drama der zeitgenössischen Architektur in den Worten Heraklits verborgen. Wir glauben heute fest daran, dass die Welt besser wird, wenn wir uns auf die Lösung einzelner Probleme konzentrieren, anstatt das Ganze zu sehen. Und doch erreicht die Architektur immer neue Tiefpunkte, während wir ironischerweise die Probleme wie zum Beispiel die verkehrsgerechte Stadt der 60er Jahre oder das Nachhaltige Bauen nicht einmal ansatzweise lösen.“
In der Ausstellung übersetzt Schuwerk seine Gedankenwelt in eine ungewöhnliche Installation und bringt dabei so unterschiedliche Dinge wie die zeitlose Schönheit einer Yacht des schottischen Konstrukteurs William Fife (*1857,† 1944) mit einem Impluvium, d.h. dem Wasserbecken einer römischen Villa, zusammen. Obwohl beide Artefakte vollkommen unterschiedlichen Epochen entstammen und sich funktional nahezu diametral gegenüberstehen, bildet ihre architektonische Idee gleichsam die geistige Grundlage für Entwürfe wie das gerade fertiggestellte Nationalmuseum in Oslo oder das Tonhaus in Madrid (Projekt, 1993).
Klaus Schuwerk lebt und arbeitet seit 2001 in Neapel. Sein Büro gründete er 1993 in Berlin, nachdem er zuvor in Stuttgart, Zürich und Madrid studierte, unter anderem bei Hans Kollhoff und Francisco Alonso de Santos. Zu seinen wichtigsten Entwürfen zählen Tonhaus (1993), Hauptbahnhof Stuttgart (1997), Grand Egyptian Museum in Kairo (2002), Monumento in Travertino (2002) und Museum für Industrie und Arbeit in Brescia (seit 2004, mit Jan Kleihues). Für dessen Realisierung gründete er mit Jan Kleihues das Büro Kleihues+Schuwerk. 2010 gewann er den Wettbewerb für den Neubau für das norwegische Nationalmuseum. Für dessen Planung und Realisierung (2010–2022, zusammen mit Kleihues+Schuwerk) lebte er mit seiner Familie für mehrere Jahre in Oslo.