OBRA Architects Exquisite Corpse

Eröffnung
Obra, Foto: Jan Bitter,

Obra, Foto: Jan Bitter

OBRA Architects: Exquisite Corpse, Foto: Jan Bitter,

OBRA Architects: Exquisite Corpse, Foto: Jan Bitter

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OBRA Architects: Exquisite Corpse. Foto: Jan Bitter,

OBRA Architects: Exquisite Corpse. Foto: Jan Bitter

Begrüßung: Ulrich Müller

Einführung: Jan de Vylder

In der Öffentlichkeit wird Architektur naturgemäß primär als fertiges Objekt wahrgenommen – wenn sie sozusagen als Spiegel für unterschiedliche Wahrnehmungsebenen in die Welt gesetzt ist: Für den Nutzer zur Aneignung und für den Betrachter zur Bereicherung. Für den Architekten hingegen als Schöpfer eines Bauwerks ist dessen Fertigstellung der Endpunkt eines langen Prozesses, in dem er sich intensiv mit dem Ort, der Bauaufgabe und den Bedingungen der Realisierung auseinandergesetzt hat. In den Entwurf eines Gebäudes fließen jedoch auch zahllose andere Erkenntnisse ein; Erfahrungen aus dem Entwerfen früherer Projekte ebenso wie solche, die auf der Reflektion allgemeiner architektonischer Fragestellungen beruhen. Letztgenannte sind deshalb von besonderer Bedeutung, da Architekten sich in einem permanenten kulturellen Reflektionsprozess befinden. Eine jahrhundertealte Tradition ist es, dass dieser oftmals in einem Skizzenbuch dokumentiert wird. Hier mündet er mit seinen gleichermaßen assoziativen und dokumentarischen Einträgen oft auch in einen eigenständigen Gedankenkosmos.

Obra architects greifen exakt dieses Thema auf und machen es zum Mittelpunkt ihrer Ausstellung. Die Skizzenbücher mit der Fülle von Zeichnungen und Notaten sind wie Erläuterungen zu den Projekten zu lesen. Pablo Castro und Jennifer Lee gehen jedoch sogar einen Schritt weiter: Sie zeigen nicht wie üblich einzelne aufgeschlagene Seiten, sondern nehmen die Bücher Seite für Seite auseinander und fügen sie anschließend auf Tableaus wieder zusammen. Diese ermöglichen dem Besucher zahlreiche neue Assoziationen – eben wie beim „Cadavre Exquis“ (engl. Exquisite Corpse), dieser im Surrealismus entwickelten Methode, dem Zufall bei der Entstehung von Texten und Bildern Raum zu geben. Gleichzeitig legen sie mit dem symbolischen Akt des Auseinandernehmens die Kontinuität ihre Gedankengänge ebenso offen wie deren Parallelität und Diskontinuität. Die von der Decke hängenden Holzrahmen fungieren dabei nicht nur als originär für die Ausstellung entworfene „Staffeleien“, sondern rhythmisieren den Galerieraum im Sinne eines sorgsamen architektonischen statements.

Obra architects wurde 2000 von Jennifer Lee und Pablo Castro in New York City gegründet. Zu ihren wichtigsten Projekten zählen der Sommerpavillon „BeatFuse!“ des MoMA PS1 in New York City (2006) und die „Villa of captured distance“ in Ordos (2008). Aktuell realisieren sie den Sanhe-Kindergarten in Beijing. Pablo Castro unterrichtete u.a. an der Korea National University of Arts Seoul, Jennifer Lee u.a. an der Cooper Union in New York City.