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Architektur Galerie Berlin

Vorschaubild zu „Otl Aicher 100 – hier gibt es nichts, das schatten spendet“

Otl Aicher, Foto: Karsten de Riese

Gespräch

Otl Aicher 100 – hier gibt es nichts, das schatten spendet Michael Klar, Karsten de Riese

Ein Projekt, zwei Motorräder, vier Männer und die Konfrontation mit sich selbst, untereinander und mit der Wüste.

Im Rahmen des Projekts otl aicher 100 berichten Karsten de Riese und Michael Klar von einer Fotoreportage im Auftrage von BMW, die sie 1975 gemeinsam mit Otl Aicher und seinem Sohn Florian nach Tunesien geführt hat. Treffen vier starke Persönlichkeiten aufeinander, ist auch das Konfliktpotenzial entsprechend hoch. Dann reicht manchmal selbst die Weite der Wüste nicht aus, um sich aus dem Weg zu gehen. Entscheidend ist, dass sie immer wieder zueinander gefunden haben – auch nach dieser Reise.

Es ist ein später Abend im Oktober 1975, als der Gestalter Michael Klar den Anruf von Otl Aicher erhält mit der Frage, ob er Lust auf ein Abenteuer hätte. Klar, der als Studierendenvertreter an der HfG Ulm bis zur deren Liquidierung im Jahr 1968 wirkte, sagte direkt zu. Otl Aicher und der Fotograf Karsten de Riese brauchten etwas länger, um wieder zueinander zu finden. Auch de Riese ist ehemaliger Student der HfG. Sein Studium bei Aicher brachte er nicht zu Ende: Er wollte als Fotograf raus in die Welt und eigene Projekte realisieren, in denen es sich immer um Menschen dreht – sein bevorzugtes Thema bis heute. Auch die Anfrage Aichers, in dessen Team für die Entwicklung des visuellen Erscheinungsbildes der Olympischen Spielen 1972 zu kommen, lehnte de Riese zunächst ab. Aicher ließ sich nicht beirren und versuchte es später nochmal. Diesmal mit Erfolg. Er schien zu wissen, was er an de Riese hat, und konnte ihn auch für den Trip in die Wüste gewinnen.

Für 14 Tage gingen die vier Abenteurer nun denselben Weg. In der Dämmerung ging es los, geradewegs in die kalte Nacht hinein. Otl Aicher fuhr immer wie immer voraus, gab den Weg vor. Er hatte seinen eigenen Kopf und immer ein klares Ziel vor Augen. Eine Nacht und eine 24-stündige Überfahrt später schließlich die Ankunft in Tunis. Von dort aus immer weiter in Richtung Horizont.

Die Wüste hatte für Otl Aicher eine besondere Bedeutung: die wüste ist eine denklandschaft. man geht nicht nur zwischen dünen umher, man macht gedankengänge. es verändern sich die gedankenhorizonte. Je weniger äußere Ablenkung, desto bedeutsamer wird das unmittelbare Umfeld. Der Fokus verändert sich. In der Abwesenheit von Zivilisation konzentriert sich der Mensch auf das Wesentliche. Wenn man morgens nicht weiß, ob man seinen Zielort am Abend erreicht, kann das gegensätzliche Gefühle hervorrufen. Bei dem einen steht die Freiheit im Vordergrund und der Ehrgeiz, das gesetzte Ziel zu erreichen. Bei dem anderen macht sich ein Widerstand im Inneren breit. Die Wüste birgt für jeden Menschen eine eigene Herausforderung und ist auch in diesem Fall zum Schauplatz zwischenmenschlicher Zerreißproben geworden.

Karsten de Rieses Diavortrag mit Kodak Carousel Projektor ist ein Rückblick auf eine intensive und einmalige Reise, die bei allen Beteiligten Spuren hinterlassen hat. Gemeinsam mit Michael Klar ordnet er das Abenteuer in die gemeinsame Vorgeschichte der Protagonisten und die späteren privaten und beruflichen Berührungspunkte ein. Beleuchtet werden Konflikte wie auch heitere Anekdoten, aus denen zu guter Letzt von gegenseitigem Respekt und Wertschätzung getragene Freundschaften erwuchsen.

„Mit Karsten de Riese und Michael  Klar konnten wir zwei langjährige Wegbegleiter von Otl Aicher für diesen Abend  gewinnen,“ freut sich Kai Gehrmann, künstlerischer Leiter des Projekts otl aicher 100, der das Gespräch moderieren wird. „Ich bin mir sicher, dass wir durch ihre Erzählungen ganz neue Facetten von Aicher entdecken werden.”

Karsten de Riese
Geboren 1942 in Eisenach. Ausbildung zum Fotografen in München, anschließend Studium an der Hochschule für Gestaltung (HfG) in Ulm. 1969 bis 1972 offiziell beauftragter Fotograf des Organisationskomitees (OK) der Olympischen Spiele in München. Zusammenarbeit mit Otl Aicher bis zu dessen Tod 1991. Karsten de Riese lebt im Isartal südlich von München.

Prof. Michael Klar
Geboren 1943 in Berlin. Studium an der Hochschule für Gestaltung Ulm, u.a. bei Otl Aicher. Mitarbeit in der Gruppe Kapitzki/Ohl für den Pavillon Bundesrepublik Deutschland auf der EXPO 67 Montreal. 1972 Professur für Visuelle Kommunikation an der FH für Gestaltung Schwäbisch Gmünd, 1992 Professur für Informationsgestaltung an der UdK Berlin und Gründungsdekan der Fakultät Gestaltung an der HTW Dresden. Michael Klar lebt und arbeitet in Berlin.

Förderer:
Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien
Kulturstiftung des Bundes

Unternehmenspartner:
Bulthaup
ERCO
FSB

Analog  Eintritt entsprechend aktuellen Corona-Regeln, Bar outdoor
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Otl Aicher und Michael Klar 1975 auf Motorradtour für BMW, © Bayerische Staatsbibliothek München/Bildarchiv/Karsten de Riese

Otl Aicher und Michael Klar 1975 auf Motorradtour für BMW, © Bayerische Staatsbibliothek München/Bildarchiv/Karsten de Riese,