Bis vor kurzem wussten wir noch, was eine Toilette kostet: Eine zuverlässige ungefähr 500 US-Dollar. Für mehr Geld sind sie zu kompliziert, preiswertere gehen schnell kaputt. Heutzutage ist das alles jedoch nicht mehr so klar: Durch Internet, Lagerverkauf und China wissen wir nicht mehr, was „vernünftige“ Preise für all die Teile sind, die wir verbauen. Wie viel sollen wir überhaupt für ein Zuhause bezahlen? Warum können wir nicht leichter bauen als mit den vielen schweren und überflüssigen Schichten. Bauvorschriften liefern zwar schnelle Antworten dafür, was nicht erlaubt ist, aber nicht für das, was möglich ist. Warum können wir zum Beispiel nicht die einfachen Systeme aus dem Landwirtschafts- und Industriebau verwenden um Wohnungen zu bauen?
Das „99¢ Space“-Projekt ist der konzeptionelle Versuch preiswerten Raum zu schaffen und herauszufinden, wie wenig Budget man für lebenswerten Raum in den wärmeren Regionen der westlichen Welt benötigt. Dafür wurde ein vorgefertigter Pferdestall im ländlichen Kalifornien mit einfachsten Mitteln in einen Wohn- und Arbeitsraum verwandelt. Die Materialen dafür kamen aus Landwirtschaftskatalogen und von Industrieausrüstern aus der Region. Das Gebäude ist Teil einer fast autarken Farm, bei der „99¢“ der modus operandi der gesamten Entwurfsarbeit ist.
Für die Ausstellung hat die in Los Angeles arbeitende Medienkünstlerin Jenny Rodenhouse eine Videoinstallation entwickelt, die den 99¢ Space in seiner alltäglichen Nutzung portraitiert. Ein Vorhang aus handelsüblicher Wärmefolie schließt die Schaufensterfront und ist zugleich die Referenz an die typischen 99¢-Materialien.
agps architecture mit Büros in Los Angeles und Zürich wurde 1982 von Sarah Graham und Marc Angélil gegründet, seit 1991 ist Manuel Scholl Partner. Das Büro bearbeitet sowohl Stadtplanungs- und Infrastrukturprojekte als auch Landschaftsarchitektur und Architektur. Die Ausstellung ist Teil der fortlaufenden Forschungsarbeit zur Schnittstelle von Architektur und Alltag.