Die Ausstellung „Vita Contemplativa“ stellt Bauten von drei Architekten aus Deutschland, Polen und Norwegen vor, deren Arbeit für eine intensive Auseinandersetzung mit der in der europäischen Ideengeschichte tief verankerten Vorstellung einer dem Betrachten und der Reflexion gewidmeten Lebensform steht.
Der Begriff vita contemplativa geht auf die antiken Philosophen Aristoteles und Epikur zurück und wurde im Mittelalter von Benedikt von Nursia und Thomas von Aquin wieder aufgegriffen und vertieft. Im 20. Jahrhundert hat sich Hannah Ahrendt erneut intensiv damit auseinandergesetzt. Angesichts der „spirituellen Krise“ unserer Zeit hat Papst Franziskus dazu aufgerufen, sich auf die Benedektinische Tradition des „ora et labora“ zu besinnen, um „das rechte Gleichgewicht zwischen … der Ruhe der Betrachtung und der Emsigkeit im Dienst zu finden“ (Rom, 8.9.2016).
Die ausgestellten Projekte umkreisen dieses Gleichgewicht in einem gemeinsamen Geist, aber höchst individueller Form. Ihre Botschaft findet sich in den Biographien bzw. Wirkungsorten der Architekten und der Bewohner ihrer Projekte: Es geht nicht um beliebige Einfamilienhäuser in den Speckgürteln der Großstädte, sondern um Häuser von Menschen, die tief mit ihrem Heimatort verwurzelt sind und sich bewusst für das Leben in der Gemeinschaft kleiner Orte entschieden haben, um sich dort gedanklich und kreativ entfalten zu können.