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Architektur Galerie Berlin

der architekt Durch die Augen der Anderen

David Kasparek

2007 gründeten Anne Kaestle und Dan Schürch gemeinsam Duplex Architekten mit Büros in Zürich, Düsseldorf und Hamburg. Aufsehen erregten die Architekten zuletzt mit dem genossenschaftlichen Projekt „Mehr als Wohnen“ auf dem Hunzikerareal in Zürich. Am kommenden Donnerstag, den 3. September, startet nun die Ausstellung „Mit den Augen der Anderen“ in der Architektur Galerie Berlin. Der Begriff „Ausstellung“ greift hier eigentlich zu kurz: Ulrich Müller, Betreiber der Galerie, bleibt sich auch mit dieser Schau treu und lädt mit sicherer Hand Büros ein, seine Galerieräume in der Berliner Karl-Marx-Allee zu bespielen, die mit ihren Konzepten das tradierte Bild einer Architekturausstellung mit Plan, Modell und Fotos in steter Folge erweitern.

Auch Kaestle und Schürch suchen die Lösung auf die Frage nach einer zeitgenössischen Ausstellung von Gebautem nicht in diesem naheliegenden Dreiklang, sondern präsentieren einen Film, der der Ausstellung ihren Namen gibt. „Mit den Augen der Anderen“ setzt die entwerferische Absicht der Architekten in ein Verhältnis zur gelebten Realität. Im Film wird die Aneignung der Architektur dokumentiert und – im Vorbeigehen – der Raum durch die Bewegung der Kamera wirklich erlebbar. Anlass für den Film ist die Fertigstellung des bereits erwähnten Wohnbauprojekts „Mehr als Wohnen“. Obwohl es gute Gründe dafür gäbe, die gestalterischen Qualitäten dieses Projekts in den Mittelpunkt zu stellen, verzichten die Architekten genau darauf. Stattdessen haben Anne Kaestle und Dan Schürch ein interaktives Filmprojekt konzipiert, um die Gebäude aus der Perspektive ihrer Nutzer zu porträtieren. Grundlage dafür sind zu diesem Zweck entwickelte Regieanweisungen, mit deren Hilfe die Bewohner ihr neues Zuhause in eigener Interpretation filmisch abtasten.

Mit dieser Strategie übertragen Duplex Architekten ihr Interesse an der Balance zwischen Einheit und Vielfalt vom architektonischen Konzept auf den Film. Dabei, so Ulrich Müller, durchbrechen sie die üblichen Genregrenzen: „Mit den Augen der Anderen“ stehe einerseits der Konzeptkunst nahe und habe gleichzeitig starke dokumentarische Aspekte. Obwohl die Bewohner und deren Interaktionen dabei immer im Zentrum stehen, ist die Architektur mehr als nur Kulisse, sie spielt die stumme Hauptrolle.

Im Rahmen der Ausstellung wird die Galerie in ein „Pop-Up Kino“ verwandelt: Es gibt Filmvorführungen im Stundentakt, dazu Bier und Popcorn für die Pausen. Vervollständigt wird die Installation durch einen Tresen und Kronleuchter von Piet Hein van Eek. Der holländische Künstler verfolgt dabei eine ähnliche Strategie wie die Architekten, indem er einfache Rohmaterialien in kuratierten Serien sammelt und daraus durch gezieltes Arrangieren ein Einzelstück generiert.