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Architektur Galerie Berlin

Berliner Morgenpost Galerie geht neue Wege: Wenn Architektur Mode wird

Sabine Gundlach

Raumhohe Spiegel, drei ungewöhnlich bekleidete Figuren, daneben oder dahinter schräg positionierte Flachbildschirme auf denen Filme zu den Objekten laufen – aus den Lautsprechern klingt sphärischer Sound. „Architectural Fashion“ (architektonische Mode) ist die aktuelle Ausstellung in der „Architektur Galerie Berlin“ überschrieben. Die unkonventionelle Schau der Grazer Architekten und Gestalter von „Innocad“ mit Modedesignerin Sabrina Stadlober steht im besten Sinne für das, was Ulrich Müller sich mit seiner Galerie auf die Fahnen geschrieben hat. „Ich will über den architektonischen Tellerrand schauen und mit anderen das teilen, was mich interessiert“, sagt der 51-jährige Architekt.

Zeitgenössische Architekten aus aller Welt

Seit genau zehn Jahren bietet Müller seine Galerie an der Karl-Marx-Allee 96 in Friedrichshain als Forum für zeitgenössische Architekten aus aller Welt, die den gerade mal 65 Quadratmeter großen Raum nach ihrem eigenen Konzept gestalten, ja streckenweise regelrecht bespielen und dabei Teile ihrer Arbeit präsentieren. Jede Schau quasi eine eigens für den Raum gestaltete Präsentation. So wie zur Zeit die kreative Truppe aus Österreich, die drei ausgewählte Projekte aus Architektur- , Interieur und Produktbereich für die Berliner Galerie in Mode übersetzt hat. Klingt ungewöhnlich, geht aber durchaus. Das zeigt das Modell „Golden Nugget“. Das so genannte Objekt, man könnte auch sagen elegante Kleid, bezieht sich mit seiner goldenen Oberfläche aus gesticktem Metallgewebe auf die Fassade eines nach Entwürfen von „Innocad“ realisierten Gebäudes in Graz, das mit seiner goldenen Fassade besticht. „Crossover“ nennt Müller diesen interdisziplinären Ansatz, Architektur dar- und auszustellen. Denn, so der Galerist, „im Zeitalter der Neuen Medien haben konventionelle Ausstellungen ausgedient“. Interessierte informieren sich heute online, da brauche es keine großen Infotafeln mehr. Stattdessen setzt Müller denn auch mehr auf das Atmosphärische im Galerieraum.

Seit Januar zusätzlicher Ausstellungsraum „Satellit“

Der wurde im Übrigen anlässlich des zehnjährigen Jubliäums durch die „Satellit“ genannte, ein Haus weiter gelegene Ausstellungsfläche erweitert. „In der Galerie präsentieren wir arrivierte Architekten aus aller Welt, im Satelliten zeigen wir Arbeiten von Studenten, Forschungsergebnisse oder anderes“, erläutert Müller das Konzept.

Aktuell sind im Satelliten die Entwürfe von Studenten der TU-Darmstadt ausgestellt, die in Zusammenarbeit mit der Wohnungsbaugesellschaft Mitte (WBM) Ideen für Turmbauten in Friedrichshain entwickelt haben.Die Entwürfe sind noch bis zum 16. April ausgestellt. Am 14. April ist unter dem Titel „Die Eroitik der Masse“ ein Galerie-Gespräch

Der Traum vom Job als Gitarrist wurde nichts

Dass Müller sich seit Jahren schon der Architektur mit Haut und Haaren verschrieben hat, war eher ein Zufall. Der in Merseburg geborene und später im thüringischen Bad Frankenhausen aufgewachsene Wahlberliner wäre ursprünglich am liebsten Musiker geworden. Doch seine Eltern waren von den Plänen ihres Gitarre spielenden Sohnes nicht begeistert und so ging er auf Anregung eines Bekannten zum Architekturstudium nach Weimar. Nach dem Abschluss an der TU-Darmstadt zog es den Architekten 1993 wieder nach Berlin. „Ich hatte hier bereits als Student ein Praktikum im Büro von Oswald Matthias Ungers gemacht“, sagt Müller. Was lag da näher, als bei dem großen Baumeister fortan als Architekt zu arbeiten. Doch Ungers‘ Büro war 1993 schon riesig. Das bloße „Pläne schrubben“, wie Architekten das Zeichnen der von vorgegebenen Plänen nennen, während ringsherum architektonisch die Post abging, war dann auf Dauer doch nicht das Ding von Müller.

Kontakte knüpfen ist das A & O

Er wechselte in ein anderes Büro und begann schon erste, damals nicht kommerzielle Versuche als Galerist mit einem Studienfreund in Leipzig. Dort standen nach der Wende viele Läden leer, der Anfang war gemacht. Und irgendwann nahm die Sache an Fahrt auf. Aus dem Nebenbei -wurde ein Fulltimejob. Neben den Ausstellungen organisiert Ulrich Müller in seinen zwei Galerien auch Buchvorstellungen, Filme, Diskussionen oder auch Vorträge. „Ich bin Einzelkämpfer“, sagt Galerist Müller über sich selbst. Da bleibt es natürlich nicht aus, dass er viel arbeitet – und auch viel unterwegs ist. In zwei Wochen geht es nach New York, natürlich steht auch die Architektur-Biennale in Venedig auf seinem Programm. Müller muss wissen, was angesagt ist. Aber nicht nur das, A & O eines Galeristen ist das Networking. In der Galerie wird er unterstützt durch studentische Mitarbeiter.

Online-Plattform für internationale Ausstellungen

Die Galerie pflegt einen intensiven Austausch mit zahlreichen Institutionen und verfügt über ein umfangreiches Mediennetzwerk. Seit 2010 gibt sie den Kalender „AAB – Architektur Ausstellungen Berlin“ heraus, im Jahr 2012 hat die Galerie die online-Plattform „AAD – Architektur Ausstellungen Deutschland“ gegründet und mittlerweile können sich Architekturfreunde online auch über internationale Ausstellungen informieren, die Müller online unter www.Architrecture-Exhibitions.com listet.