Zitty Nr. 06 / 2007
Raumstation: Architektur Galerie Berlin
Von Ronald Berg

Review

Der Name Architektur Galerie Berlin ist eigentlich irreführend. Ulrich Müller zeigt in seiner Galerie in der Ackerstraße keine Architektur, sondern Kunst. Allerdings wählt er ausschließlich Künstler aus, die sich mit Architektur im weiteren Sinne befassen oder mit dem Raum als Thema der Architektur. Die Spanne reicht von Hansjörg Schneiders Scherenschnitten berühmter Architekturen bis zu Bettina Khanos künstlichem Nebel, der das Volumen der Galerien 2004 zum Thema machte.

Mit der Best-of-Gruppenausstellung Konzentrat, an der neben Khano und Schneider auch Thomas Cena, Tom Korn und Hein Spellmann teilnehmen, feiert Ulrich Müller jetzt das fünfjährige Bestehen seiner Galerie. Aber auch das stimmt genau genommen nicht ganz. Angefangen hatte Müller bereits 1998 in Leipzig. Bis zum Umzug nach Berlin 2002 ging es tatsächlich darum, Architekten auszustellen. Und das macht Ulrich Müller seit letztem Herbst wieder – in einer Dependance seiner Galerie namens Werkraum in der Karl-Marx-Allee.
Das Konzept des Werkraums ist einfach: Müller liefert den Ort, die Architekten bezahlen. Wie und was die jeweiligen Architekturbüros vorstellen, bleibt weitgehend ihnen überlassen, ein eher konzeptueller Ansatz ist allerdings Bedingung. Konventionelle Modelle und Pläne sind im Werkraum nicht vonnöten. So zeigt das Fuldaer Büro Sichau & Walter bis Ende März seine wie amorphe Skulpturen wirkenden Modelle zusammen mit Textinstallationen von Franz Erhard Walther, dem Altmeister des erweiterten Skulpturenbegriffs. Die kryptisch-weisen Sätze beziehen sich direkt auf eines der ausgestellten Projekte, die in ihrem reinweißen Modellzustand eher eine plastische Idee verkörpern als die praktische Lösung einer Bauaufgabe. „Architektur ist Artikulation nicht Ausdehnung”: Walthers Motto von der Einladungskarte könnte ebenso gut die fünfjährige Arbeit Müllers in der Ackerstraße beschreiben.