In ihrer ersten Ausstellung in Berlin thematisieren burkhalter sumi architekten das Verhältnis von Sinnlichkeit und Dichte. Ihr Interesse an diesem Thema resultiert aus den aktuellen Bauaufgaben, die vor allem der Restrukturierung von Industriearealen und Ergänzung bestehender Siedlungen aus den fünfziger Jahren dienen. Die dabei entstehende Verdichtung des öffentlichen Raumes verleiht den Fragen zum klassischen Thema der Verzahnung von Außenraum und Fassadenhülle eine erweiterte Aktualität: Wie ermöglichen Fassadenkonstruktionen unterschiedliche sinnliche Wahrnehmungen, welche tektonische Logik wohnt den konstruktiven Schnitten inne und wie verhalten sich deren einzelne Teile zueinander? Burkhalter und Sumi interessieren sich jedoch nicht nur für die Potentiale dieser Verdichtung, sondern auch für deren Grenzen. Deshalb untersuchen sie das Verhältnis zwischen öffentlichem Raum und seinem Gebrauch und gehen der Frage nach, ob der städtische Raum öffentliche Nutzung und damit Öffentlichkeit nicht nur aufnehmen, sondern auch darstellen und repräsentieren kann.
In der Ausstellung wird das Thema Sinnliche Dichte durch eine Installation aus von der Decke abgehängten, raumhohen Bannern übersetzt. Deren versetzte Anordnung verdichtet den Galerieraum zu einer Abfolge aus verschieden großen Teilräumen, die sinnliche Dichte physisch erlebbar machen. Unterschiedliche Farben simulieren dabei das weite Spektrum möglicher Wahrnehmungseffekte. Den Einfluss der konstruktiven Elemente auf die sinnliche Wahrnehmung wiederum verdeutlichen großmaßstäbliche Fassadenschnitte auf den Bannern: Deren Maßstabssprünge, verschiedene Leibungstiefen und Schichtungen durch Vorbauten ergänzen die zweidimensionalen Oberflächeneigenschaften Farbe und Materialität zu einem komplexen Forschungsgegenstand.
Marianne Burkhalter und Christian Sumi haben ihr Büro 1984 gegründet und führen es inzwischen in Partnerschaft mit Yves Schihin und Urs Rinklef. Internationale Aufmerksamkeit erlangten sie durch den innovativen Einsatz von Holzkonstruktionen sowie ihre intensive Beschäftigung mit dem Thema Farbe. Der aktuelle Fokus ihrer Arbeit richtet sich neben dem Wohnungsbau auf die Arbeit am Bestand. Seit 2008 lehren Marianne Burkhalter und Christian Sumi an der Accademia di archittetura in Mendrisio.