Der Tagesspiegel
Bauen ist Schatten werfen
Von Jürgen Tietz

Review

Seit etlichen Jahren betreibt der Architekt Ulrich Müller in der Berliner Ackerstraße seine höchst erfolgreiche Architektur Galerie Berlin. Dort zeigt er Arbeiten, die die Schnittstelle zwischen Architektur und Kunst aus- und beleuchten. Nun hat Müller an der Karl-Marx-Allee einen zusätzlichen werkraum eröffnet, der im Monatsrhythmus von ausgewählten Architekten bespielt werden soll. Und wenngleich hier ein Platz für „klassische“ Werkpräsentationen entstehen soll, so bleibt der künstlerische Anspruchs Müllers doch deutlich spürbar.

Das beweist bereits der Auftakt mit Arbeiten des Berliners Stephan Höhne. An der Rückwand des schlanken Ausstellungsraums hat Höhne Frontalansichten seiner Bauten und Projekte zu einer stilisierten Stadtkomposition zusammengefügt. Wie Schattenrisse präsentieren sich die schwarz-weißen Hausbilder; ganz so, als hätte sich der Plan einer Stadt in die Vertikale erhoben. An diesen zeichenhaften Bildern wird die strenge Regelhaftigkeit erkennbar, die für Höhnes Architektur charakteristisch ist. Im angrenzenden Raum kehren die Bauten auf den Bildern einer Beamerpräsentation in ihre eigentliche Umgebung zurück.