Navigation

Architektur Galerie Berlin

Berliner Zeitung Das Büro als Schein seiner selbst

Nikolaus Bernau

Das kreative Schweizer Duo Holzer und Kobler füllt die ganze Architekturgalerie. Manchmal ist Architektur witzig. Oder wie immer man es auch bezeichnen will, wenn in der Architekturgalerie von Ulrich Müller an der Karl-Marx-Allee das schweizerische Team Holzer Kobler einen kleinen, nach DDR-Usus unwirtschaftlich-schmalen Raum verwandelt in ein Architekturbüro. Oder besser: in das dreidimensional wirkende Bild eines Architekturbüros. Und zwar nicht eines sauber aufgeräumten mit akkurat platzierten Tischen, geputzten Bildschirmen und auf Kante liegenden Bleistiften, so, wie man Büros eben meist erlebt, wenn sie sich selbst darstellen, sondern als eine chaotische Übereinanderstapelung von Material, Heftern, Büchern, Prospekten und Zeichnungen.

Man möchte fast anfangen zu schnüffeln, nach undichten Stellen zu suchen, man sieht sich die Rücken der Aktenordner an: Mancher hängt kaum auf Kante im schnöden Schwerlastregal aus breiten Metallprofilen. Und man möchte zwischen den Papieren suchen. Doch alles ist nur Tapete, mit zwei kräftig in den Raum vorstoßenden Balkentischen, auf denen in Bildschirmen neuere Projekte und Animationen zu sehen sind, während aus einem Lautsprecher Gelächter und Dispute zu hören sind. Offenbar herrscht in Zürich eine grandiose Arbeitsatmosphäre, etwas verspielt, frisch und dynamisch.

Das Büro als Schein seiner selbst, so etwas passt zu diesen Architekten, die sich vor allem durch Ausstellungsbauten hervorgetan haben, etwa mit dem Projekt für die wegen ihrer militaristischen Aggressivität in der Schweiz heftig debattierten Inszenierung der Waffensammlung des Schweizerischen Landesmuseums, oder der jüngst zu Ende gegangenen, inhaltlich reichlich dubiosen, in der Inszenierung aber grandiosen Ausstellung Hunderter Modellbauten als „Realstadt“. Längst sind sie auch in den Bereich des Wohnungs- und Geschäftshausbaus vorgedrungen, mit sehr verschiedenen Sprachen: Da sind gestapelte Glaskisten zu sehen, auch flach ausgestreckte Bungalows, deren Wände skulpturengleich ineinander verschränkt wurden.

Doch um diese Projekte im Detail zu studieren, sollte man den opulenten Werkkatalog zur Hand nehmen, verlegt im noblen Schweizer Verlag Niggli (Zürich 2010). Die Ausstellung ist sozusagen nur der Appetizer für das Buch – eines, das man gerade im so strengen, kantenverliebten Berlin besonders gern aufschlagen wird, um zu sehen, dass man hier so viele Möglichkeiten hätte, sich kreativer, heiterer, witziger mit der Welt auseinanderzusetzen als es – sagen wir – am Hauptbahnhof geschehen ist.