Im Werkraum der Architektur Galerie Berlin, die immer auch Schweizer Positionen vermittelt, haben die Zürcher Baukünstler und Ausstellungsgestalter Barbara Holzer und Tristan Kobler ihre Bürowelt inszeniert. Doch sind gerade alle Mitarbeiter in der Mittagspause? Oder auf der Baustelle? An den Schreibtischen, die in der Mise en scène betitelten Ausstellung zu sehen sind, sitzt jedenfalls gerade niemand. Leer sind die Arbeitsplätze dennoch nicht: Bücher, Pläne und Modelle sind darauf verstreut, von irgendwoher klingen Stimmen und Geräusche. Selbst die Computer laufen. Sie zeigen ausgewählte Projekte von Holzer Kobler. Daneben liegen einige Exemplare des ebenso bunten wie informativen, gerade im Niggli-Verlag erschienenen Buches über Holzer Kobler.
Mit ihren ambitionierten Ausstellungsgestaltungen haben sich Holzer Kobler längst über die Schweizer Grenze hinaus einen Namen gemacht – etwa mit der frischen Präsentation der Style-Sapin Schau in La Chaux-de-Fonds oder der Dauerausstellung im Landesmuseum Zürich. Der Dialog zwischen Alt und Neu auf dem Cattaneo-Areal in Dietikon hat ihnen ebenso Lob eingetragen wie die „Arche Nebra“ in Sachsen-Anhalt, ein Besucherzentrum am Fundort der bronzezeitlichen Himmelsscheibe von Nebra. Nun konnte auch das von Holzer Kobler verwirklichte Besucherzentrum der Grube Messel bei Darmstadt seine Pforten öffnen.
Die Berliner Ausstellungscollage spielt mit der Wahrnehmung der Besucher, lockt sie an und entführt sie in den Raum. Und plötzlich entdeckt man auch die Mitarbeiter. Auf Liliput-Format geschrumpft, sitzen sie auf Architekturmodellen oder versteckt zwischen Aktenordern und blicken auf die Gulliver-grossen Betrachter. „Im Mittelpunkt unserer Betrachtung steht immer der Mensch und seine Wahrnehmung, die ihn zu einem Spiegel von Raum und Zeit macht“, schreiben Barbara Holzer und Tristan Kobler in ihrem Buch. Und weiter: „Architekturen sind für uns immer auch Expeditionen in neue Gestaltungs- und Wissenswelten, die den Besucher in ihren Bann ziehen.“ Auf diese Weise wird der Betrachter zu einem Teil der Installation. In seinem Kopf setzen sich die einzelnen Fragmente neu zusammen. Wer mag, der sollte diese Fragmente durch die Lektüre der Werkmonografie ergänzen. Es lohnt sich.