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Architektur Galerie Berlin

Deutsche Bauzeitung 02 / 2008 Galerien als Architektur-Multiplikatoren

Matthias Remmele

Architektur wird heute über zahlreiche Kanäle kommuniziert. Einen wesentlichen Beitrag zur Architekturdiskussion leisten dabei die teils geschäftlich betriebenen, teils institutionell angebundenen Architektur-Galerien. Nirgendwo in Deutschland ist ihre Präsenz und Bedeutung so spürbar wie in Berlin, wo sich derzeit nicht weniger als vier um die Aufmerksamkeit des geneigten Publikums bemühen. Wie sie arbeiten und welche programmatischen Ideen dahinterstecken wird im Text genauer betrachtet.

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Seit zwei Jahren existiert in Berlin eine zweite, auf die Präsentation von zeitgenössischer Architektur spezialisierte, privat betriebene Galerie: die von Ulrich Müller geleitete Architektur Galerie Berlin werkraum im Bezirk Friedrichshain. Müller ist bereits seit 1999 in Berlin präsent, doch stellte er in seiner Architektur Galerie Berlin – anders als es der Name suggeriert – nicht Baukunst aus, sondern vorwiegend Bildende Kunst, die sich mit Architektur beschäftigt. Im Jahr 2006 hat Müller seine Aktivitäten auf einen zweiten Standort ausgedehnt. In der Karl-Marx-Allee gründete er den Werkraum der Architektur Galerie Berlin. Und hier, an architekturgeschichtsträchtigem Ort, wird seither wirklich Architektur ausgestellt. Im hellen, 60m² großen Raum, der früher als Laden genutzt wurde und über entsprechend großzügige Schaufenster verfügt, veranstaltet Müller pro Jahr rund acht monografische Ausstellungen. Statt klassischer Werkschauen erwarten die Besucher hier thematisch zugespitzte Präsentationen, in denen die beteiligten Büros etwa ihre Auseinandersetzung mit Material, Farbe oder Volumen reflektieren.

Diese konzeptionelle Idee sei, so berichtet Müller, sowohl bei den ausstellenden Architekten als auch beim Publikum sehr gut angekommen. Dass bedingt durch diesen Ansatz die Lesbarkeit der Präsentationen hohe Ansprüche stellt, ist insofern kein Problem, als sich der Werkraum dezidiert an die Fachwelt und Personen mit einschlägiger Vorbildung richtet. Die Laufkundschaft sei hier in der Karl-Marx-Allee marginal. Trotzdem findet Müller den Standort in der einstigen sozialistischen Prachtstraße – seit der Wende für Gewerbetreibende eigentlich ein chronischer Problemfall – für seine Zwecke ideal. Allen an Architektur interessierten Menschen sei diese Straße ein Begriff und nach den Vernissagen bietet sich die direkt benachbarte, angesagte CSA Bar für einen stilvoll entspannten Ausklang des Abends an.

Im Vergleich zu Aedes backt der Werkraum zwar eher kleine Brötchen – Kataloge gibt es bei Müller (noch) keine und die Büros, die er präsentiert, stammen bisher ausschließlich aus dem deutschsprachigen Raum – trotzdem ist der umtriebige und enthusiastische Galerist, der im Bedarfsfall auf drei freie Mitarbeiter zurückgreifen kann, sehr zufrieden mit der Resonanz auf seine Arbeit. Das Geschäftsmodell ist – vom Größenunterschied abgesehen – das gleiche wie bei Aedes. Die Finanzierung des Programms über Sponsorengelder aus der Wirtschaft ist zeitraubend und mühsam, aber sie trägt den Laden und zwingt immer wieder zur Entwicklung neuer Ideen.