Wer derzeit die Architektur Galerie Berlin betritt, wird sich verwundert umschauen, sobald die Tür hinter ihm zugefallen ist. Bin ich wirklich gerade hier hineingegangen? Oder habe ich mir das nur eingebildet und stehe noch davor? Tatsächlich findet man sich, sobald man die Glastür passiert hat, in der sich die Häuser von Gegenüber spiegeln, wieder vor der Glastür, in der sich die Häuser von Gegenüber spiegeln.
Wulf Architekten aus Stuttgart sind in der Galerie zu Gast, ihre Werkschau heißt „Zwischen Innen und Außen“. Den Ausstellungsraum haben sie zu einem Ort umgestaltet, der sich exakt so anfühlt wie der Titel: Ein Raum ist entstanden, den man am treffendsten als Drinnendraußen bezeichnet. Auf der langen Galeriewand klebt eine Fototapete mit einer perfekten Kopie der Eingangsfassade, mit einem kleinen, aber entscheidenden Unterschied zum Original: Durch die beiden Schaufenster schaut man nicht in die Galerie – in der steht man ja schon – sondern in zwei „Zwischen Innen und Außen“-Situationen in der evangelischen Grundschule Karlsruhe, einem 2013 fertiggestellten Projekt der Architekten.
Wulf Architekten, das sind Tobias Wulf (Jahrgang 1956), Kai Bierich (Jahrgang 1957) und Alexander Vohl (Jahrgang 1961). Bekannt geworden ist das Büro mit den in bester süddeutscher Manier geschwungen Hallendächern der Stuttgarter Messe (2000–2007) und mit dem „adidas Factory Outlet“ in Herzogenaurach (2002/03), einem Bumerang-förmigen Volumen, das scheinbar aus der Landschaft herauswächst; die Musikschule in Hamm haben die Architekten zu einer Skulptur mit weit auskragendem Dachgeschoss umgebaut und erweitert (Bauwelt 27–28.2012). 15 Bauten des Büros kann der Besucher an dem langen Tisch in der Mitte des Galerieraums studieren. Die Lagepläne sind auf die Tischplatte gedruckt, weitere Pläne, Texte und Fotos finden sich unter bzw. in den zahllosen Klappen, die man in der Platte öffnen kann.
Auf allen Fotos der Projekte sind in irgendeiner Weise sowohl Innen-, als auch Außenräume der Projekte zu sehen – und sei es nur der Blick durch ein kleines Fenster. Das ist selbstverständlich Programm: „Der Nordländer lebt im Haus, der Südländer vor dem Haus, der Deutsche lebt irgendwo dazwischen: zwischen Fensterscheibe und Gardine, zwischen Fensterbank und Rollladen. Wir halten das Dazwischen für besonders wichtig: den inneren Außenraum und den äußeren Innenraum“, schreibt Tobias Wulf im Begleittext zur Ausstellung.