Pforzheimer Zeitung
Architektur zum In-die-Hand-nehmen
Von Thomas Frei

Review

Wenn sich Architekten auch als Maler und Bildhauer betätigen, ist das zwar nicht alltäglich, aber es ist auch keine Seltenheit. Der Ehrenvorsitzende der Pforzheimer Architektenkammer Prof. Karl-Heinz Stocker hat sich auch als Zeichner und mit seinen Aquarellen einen guten Namen gemacht. In amerikanischer Kriegsgefangenschaft unterrichtete er sogar der Lager-Hochschule im Camp Trinidad (Colorado) in Modellieren, Zeichnen, Malen und Aquarellieren. Auch Dieter Freymark, der sich als Künstler „Fero“ nennt, hat sich nicht nur der Architektur verschrieben. Vermehrt widmet er sich seinen Eisenplastiken, eine steht vor der Stadtkirche, und nimmt auch immer wieder den Zeichenstift und den Pinsel zur Hand.

Wenn jetzt auch Peter W. Schmidt mit Kleinskulpturen im Werkraum der Architektur Galerie Berlin an die Öffentlichkeit tritt, will er sich damit aber nicht mit anderen gleichgestellt sehen, die sich als Architekten sowie Bildhauer oder Maler betätigen. Denn mit Volumina, so das Motto der Ausstellung, werden seine Bauten in großformatigen Fotos im Dialog mit Kleinskulpturen gezeigt, in denen Schmidt seine Architektur in massiven Bronzemodellen reduziert. Ganz in Weiß ist der Ausstellungsraum an der Karl-Marx-Allee gehalten. Selbst der Fußboden und die hölzernen Stellagen lenken nicht durch Farbe ab. Die kleinformatigen Modelle sollen, so sieht es die „Ausstellungsarchitektur“ vor, „zugleich als bewegte Stadtlandschaft gelesen werden.“

Es ist eine kleine, aber offensichtlich selbst für Berlin feine Ausstellung. Schreibt doch der „Tagesspiegel“ über Peter W. Schmidt und seine Arbeiten: „Pforzheim gehört nicht gerade zu jenen Städten, die als Architekturzentren gelten. Und doch: Gerade von der vermeintlichen Provinz geben derzeit Impulse aus, die die Baukunst in den großen Städten beflügeln.“ Gerade Schmidt habe in den vergangenen Jahre ein „bemerkenswertes Euvre“ verwirklicht. Ob Sparkasse, Bürogebäude oder Wohnhaus, seine Projekte würden in Detail und Großform überzeugen. Mit seinen Bronzeplastiken, so ist weiter zu lesen, habe Peter W. Schmidt „passend zur traditionsreichen Schmuckstadt Pforzheim baukünstlerisch präzise Preziosen geschaffen, die sich als gebaute Architektur freilich völlig unprätentiös in den Stadtraum einfügen.“

Das zeige in der Bundeshauptstadt seine Kindertagesstätte in Lichterfelde (Kosten 2,6 Millionen Euro), die vor vier Wochen fertig gestellt wurde. Verkleidet mit einer honigwarmen Holzfassade bietet sie lichte Spiel- und Aufenthaltsräume und sogar einen doppelgeschossigen Mehrzweckraum. Zudem schaffe die Gartenanlage mit Buchsbaum-Labyrinth und Hügeln zum Runterkugeln einen klaren Rahmen für vielfältige Nutzung. Und der „Berliner Tagesspiegel“ schließt mit der Feststellung: „Solch Pforzheimer Input stärkt die Spreemetropole mehr als es manch internationales Starensemble vermag.“